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Ein Beispiel: Marco

Der 10jährige Marco besucht die 4. Grundschulklasse.

Die Lehrerin berichtet, er sei eher ein Einzelgänger in der Klasse. Zwar gäbe es einen Mitschüler, mit dem er die Pausen zeitweise zusammen verbringe, ansonsten würde sie wenig Kontakte zu den anderen Kindern beobachten können. Es würde ihm scheinbar schwer fallen, sich an die bestehenden Gesprächsregeln zu halten: Marco ruft spontan in die Klasse, wenn ihm auf die Fragen der Lehrer eine Antwort einfällt. Neue Aufgabenstellungen scheinen ihn sehr zu verunsichern, er rutscht dann auf seinem Stuhl hin und her, steht immer wieder von seinem Platz auf, geht durch den Klassenraum und spricht unaufgefordert die anderen Kinder an. Seine Leistungen in Sport und HSU seien sehr gut, in allen anderen Fächern zeige er sehr schwache Leistungen. Die Lehrerin berichtet, Marco sei an der Schule kein „Einzelfall“. Problematische Situationen mit Schülern würden in allen Klassen zunehmen, das würde sie auch von Kollegen anderer Schulen hören.
Diese Aussage spiegelt sich auch in einer orientierenden Lehrerbefragung vom Juli 2008 zu Kindern mit sozial-emotionalem Förderbedarf in der Eingangsstufe wieder. her, steht immer wieder von seinem Platz auf, geht durch den Klassenraum und spricht unaufgefordert die anderen Kinder an. Seine Leistungen in Sport und HSU seien sehr gut, in allen anderen Fächern zeige er sehr schwache Leistungen. Die Lehrerin berichtet, Marco sei an der Schule kein „Einzelfall“. Problematische Situationen mit Schülern würden in allen Klassen zunehmen, das würde sie auch von Kollegen anderer Schulen hören.

Diese Aussage spiegelt sich auch in einer orientierenden Lehrerbefragung vom Juli 2008 zu Kindern mit sozial-emotionalem Förderbedarf in der Eingangsstufe wieder:

Lehrerbefragung 2008

Lehrer hatten dabei die Aufgabe, die Kinder ihrer Lerngruppe den Kategorien

A: Kinder ohne besondere Probleme,
B: Kinder mit Problemen und
C: Kinder mit massiven Problemen

zuzuordnen und die Problemschwerpunkte zu spezifizieren (Angst, Rückzug, motorische Unruhe, Aggression, weitere Probleme).

Die Befragung kommt zu dem Ergebnis, dass in der Eingangsstufe 17,5% der Kinder Probleme und mehr als 8% massive Probleme haben!

Auch wenn diese Befragung keinen Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit erhebt, bestätigt sie doch die Einschätzung vieler Pädagogen, dass Verhaltensprobleme der Kinder im Schulalltag einen immer größeren Raum einnehmen.

Bisher reagierten die Schulen auf die Zunahme von Verhaltensproblemen mit einer Palette unterschiedlicher, schulbezogener Maßnahmen von Beratungsangeboten für entsprechende Lehrkräfte, Inselprojekten, Reduzierung der Beschulungszeiten bis hin zu Schulbegleitung oder Beschulung in Spezialklassen.

Zunehmend setzt sich dabei die Erkenntnis durch, dass Schule allein bei der Bewältigung dieser Probleme überfordert ist und Schule und Elternhaus neue Formen der Kooperation entwickeln müssen.

Marcos Eltern berichten von erheblichen Problemen zu Hause. Marco würde meistens sehr gereizt aus der Schule nach Hause kommen und schnell in Streit mit seinem jüngeren Bruder verstrickt sein. Die Hausaufgabensituation wird von der Mutter als Tortur für Marco und sie beschrieben. Die Freunde zum gemeinsamen Spielen seien häufig wechselnd, da Marco immer wieder in Auseinandersetzungen verwickelt sei. Die Mutter fühlt sich mit der Erziehungsarbeit oft überfordert, zudem sei ihr Mann von Montag bis Donnerstag als Monteur unterwegs und nur an den Wochenenden zu Hause.

Auf Anraten des Hausarztes melden sich die Eltern in der Institutsambulanz der Kinder-und Jugendpsychiatrie am HELIOS-Klinikum Schleswig, diese empfiehlt weiter zur „Tagesklinik Baumhaus“ – nur wenige Gebäude weiter. Nach einem Vorgespräch und einigen Wochen Wartezeit wird Marco schließlich in dieser Tagesklinik für Kinder aufgenommen und in ein auf seine Bedürfnisse zugeschnittenes Behandlungsprogramm eingebettet. Vormittags besucht er während dieser Zeit die Klinikschule. Hier nimmt Marco nach wenigen Wochen am FiSch-Programm teil. Das soll ihn darin unterstützen, wieder angemessen in seiner „Heimatschule“ beschulbar zu sein.